Auszeichnung für Forschungsarbeit zur Reformationsgeschichte

Dr. Anna Krabbe erhält den Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis 2022

 

Dr. Anna Krabbe wird mit dem Meyer-Preis ausgezeichnet. Darüber freuen sich Dr. Andreas Neuwöhner als Direktor des Altertumsvereins (li.) und Vorstandmitglied Franz-Josef Krüger (re.).

Freude über eine gelungene Forschungsarbeit: Dr. Anna Krabbe ist die Preisträgerin des diesjährigen Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preises. Den Preis, der junger Historiker zur Landesgeschichte Ost- und Südwestfalens auszeichnet, erhielt die Historikerin im Oktober für ihre Dissertation „Inseln in der evangelischen Stadt? Religiöse Gemeinschaften in Soest und Herford 1521–1609“. Im Rittersaal des Burghofmuseums in Soest begann die feierliche Verleihung mit der Begrüßung durch Vereinsdirektor Dr. Andreas Neuwöhner und Bürgermeister Dr. Eckhard Ruthemeyer. „Dr. Krabbe kann überzeugend zeigen, dass die religiösen Gemeinschaften in der evangelischen Stadt überlebten, allerdings, wenn sie altgläubig blieben ihrer konfessionellen Brisanz entkleidet. Alle Gemeinschaften, egal ob altgläubig, gemischtkonfessionell oder evangelisch, zehrten von der großen sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Bedeutung, die sie im Spätmittelalter für die Stadtgesellschaft akkumuliert hatten. In diesen Bahnen bewegten sich die Gemeinschaften und die mit ihnen verflochtene evangelische Stadtgesellschaft weiter. Gestützt wurde diese „Koexistenz” vom Rat, der zwar Stütze und Spitze des evangelischen Kirchenwesens war, gleichzeitig aber den Stadtfrieden sichern wollte“, schreibt Prof. Dr. Werner Freitag, der in Soest auch die Laudatio hielt, in seinem Erstgutachten zur Dissertationsschrift. Nach einer musikalischen Begleitung durch Ivo Kanz (Flügel) und Irina Kichakova (Geige) stellte Anna Krabbe den Gästen ihre Untersuchungsergebnisse vor und referierte, wie sich das Zusammenleben der religiösen Gemeinschaften in den Städten Soest und Herford nach Einführung der Reformation entwickelte. An verschiedenen Bezugspunkten (z.B. Seelsorge, Schulwesen, Armenfürsorge, topographische Einbindung oder Nachbarschaftspflege) konnte sie nachweisen, dass Klöster und Stifte noch viele Jahre in die Stadtgemeinschaft integriert blieben. Die seit Jahrhunderten bestehenden Zuständigkeiten wurden erst allmählich aufgegeben, es entstand somit eine Koexistenz von altgläubigen und reformierten Religionsgemeinschaften.

Bibliographische Angaben:
Anna Krabbe, Inseln in der evangelischen Stadt? Religiöse Gemeinschaften in Soest und Herford 1521–1609 (Westfalen in der Vormoderne 34), Aschendorff Verlag Münster 2021.