Meyerpreis 2019 für Forschungsarbeit über Friedrich Spee

Folter und Geständnis – Dr. Frank Sobiech erhält Auszeichnung für seine Habilitation.

Sein Denkmal steht auf dem Kamp in Paderborn vor seiner ehemaligen Wirkungsstätte: Seit vielen Jahrzehnten beschäftigen sich Historiker und Theologen mit dem Leben und Wirken des Jesuiten Friedrich Spee von Langenfeld. Er gilt bis heute als Kritiker der frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen. In seiner „Cautio Criminalis“ (1631) argumentierte Spee gegen die Folter, für eine generelle Unschuldsvermutung, Verteidigungsmöglichkeiten vor Gericht und unparteiische Richter. Damit formulierte er bis heute gültige Forderungen nach einer unabhängigen, menschenrechtlichen Prinzipien folgenden Justiz. Der Kirchenhistoriker Dr. Frank Sobiech, seit Oktober 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kirchengeschichte und Patrologie an der Theologischen Fakultät Paderborn, forscht seit Jahren in regionalen und überregionalen Archiven zu Friedrich Spee. Nun wurde er vom Altertumsverein Paderborn mit dem Meyerpreis für seine herausragende Habilitation ausgezeichnet. „Die herausragende Untersuchung über Friedrich Spee und die Gefängnisseelsorge der Jesuiten während der Hexenverfolgungen in Deutschland hat das Preisgericht überzeugt“, betonte Vereinsdirektor Dr. Andreas Neuwöhner bei der Preisverleihung, die im Erzbischöflichen Generalvikariat in Paderborn stattfand.

Auf der Grundlage neuer Quellen hat der neue Preisträger des Altertumsvereins nicht nur eine umfassende Biographie Friedrich Spees verfasst, sondern auch eine Werkgeschichte seiner Kampfschrift gegen die Hexenprozesse: „Frank Sobiechs Arbeit eröffnet für die historische Forschung völlig neue Perspektiven, da sie biografische Stationen von Spee konsequent und systematisch in die Geschichte des Jesuitenordens einbettet und seine Werke als Verarbeitung von Erfahrung deutet.“ Spee wird überzeugend als moderner „Empiriker“ dargestellt, der zeitgenössische theologische Positionen hinterfragte und durch kühle Beobachtung neue Erkenntnisse gewann. Dies gilt im Besonderen für die sein bedeutendstes Werk, die Cautio Criminalis, die ohne Berücksichtigung der beeindruckenden Erfahrungen in  der Gefängnisseelsorge nicht zu verstehen ist.

Der Preisträger stellte im Rahmen der Verleihung selbst einige Aspekte aus seiner Forschungsarbeit vor. Die Habilitationsschrift von Frank Sobiech ist in Rom in englischer Sprache erschienen. Sie trägt den Titel „Folter und Geständnis: Friedrich Spee SJ (1591-1635) in der Gesellschaft Jesu“. Die Monografie ist empfehlenswert für jeden, der sich mit Friedrich Spee, mit Gegenreformation, Konfessionalisierung, der Geschichte des Jesuitenordens und der Hexenverfolgung beschäftigen möchte.

Bildzeilen: Freude über eine herausragende Forschungsarbeit: (von links) Prälat Thomas Dornseifer, Preisträger Dr. Frank Sobiech, Dr. Andreas Neuwöhner und Dietrich Honervogt (stv. Bürgermeister) bei der Preisverleihung in den Räumen des mittelalterlichen Domklosters.

Über den Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis

Der Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis wird vom Paderborner Altertumsverein seit 1991 für Arbeiten junger Historiker zur Geschichte Ost- und Südwestfalens ausgelobt. Der Preis ist  mit einem Preisgeld von 2.500 Euro dotiert.