Nachruf auf Professor Heinrch Rüthing

„Dat is nu allet gedain.“ (Bruder Göbel aus Böddeken)

Mit großer Betroffenheit haben wir erfahren, dass Prof. Dr. Heinrich Rüthing am 26. Juli 2017 mit 79 Jahren verstorben ist.

„Wer sich mit der Erforschung der westfälischen Geschichte beschäftigt, der muss Mitglied im Altertumsverein sein.“ Mit diesem Satz ermunterte Professor Heinrich Rüthing seine Bielefelder Studenten zu einer Mitgliedschaft im Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens. Als Vorstandsmitglied engagierte er sich selbst viele Jahre für unseren Altertumsverein. Seine interdisziplinären Dokumentationsarbeiten und sein ehrenamtliches Engagement waren beispielhaft für Westfalen. Mit seiner lebendigen Sprache verstand es der Historiker und Autor ein breites Publikum zu fesseln.

Prof. Dr. Heinrich Rüthing

Prof. Dr. Heinrich Rüthing (1937-2017)

„Lehre und Forschung spielte sich bei Heinrich Rüthing nicht im engen Turm der Hochschule ab. Allzeit hat er die Verbindung zwischen Universität und Region gesucht“, schrieb Johannes Altenberend im Jahr 2002 zur Emeritierung seines Kollegen in der Festschrift Kloster-Stadt-Region. Als der aktive Wissenschaftler 2012 mit dem LWL-Landespreis ausgezeichnet wurde, schrieb die Jury: „In den beiden regionalen Geschichtsvereinen, dem Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn, und dem Historischen Verein für die Grafschaft Ravensberg hat er mit Vorträgen und regionalgeschichtlichen Exkursionen im östlichen Westfalen eine ganze Geschichtslandschaft für geschichtsinteressierte Laien erschlossen.“ Als Mitglied der historischen Kommission für Westfalen arbeitete Heinrich Rüthing intensiv an Chroniken und Tagungsbeiträgen. Darüber hinaus engagierte er sich auch in der Auswahljury für den Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Als Mediävist arbeitete und lehrte der gebürtige Paderborner von 1972 bis 2002 über drei Jahrzehnte an der Fakultät für Geschichtswissenschaft in Bielefeld. Zuvor hatte er in Münster, Konstanz und Erlangen unter anderem bei Herbert Grundmann und Arno Borst studiert. Wie wenige Historiker verstand er es, vergangene Zeiten und Personen lebendig werden zu lassen: Dabei konzentrierte er sich auf die monastische Welt des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die Geschichte der vormodernen Stadt und die Region Westfalen. Seine Dissertation über den Karthäuser Heinrich Egher von Kalkar, die Habilitation über „Höxter um 1500“ und seine Arbeiten zu den Böddeker Augustiner-Chorherren markieren bis heute wichtige Meilensteine der historischen Forschung.

Seine Studenten begeisterte er in vielen Vorlesungen, Seminaren und Übungen mit seiner lebendigen Vermittlung auch schwieriger wissenschaftlicher Inhalte. Darüber hinaus hatte er immer auch ein offenes Ohr für persönliche Anliegen. Quasi mit dem lehrenden Zeigefinger geboren verstand er die Lehre als zentrale Aufgabe eines jeden Historikers: Seine Übungen zur Paläographie, Numismatik oder Heraldik waren sogar früh morgens oder am späten Nachmittag gut besucht.

Auf seinen akribisch vorbereiteten Exkursionen nahm er junge und ältere Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit wehendem Mantel auf eine farbige Entdeckungsreise durch die alltägliche Welt des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Heinrich Rüthing gebührt großer Dank und wir freuen uns sehr, dass er mit seiner unermüdlichen Schaffenskraft den Altertumsverein Paderborn so viele Jahre unterstützt hat. Wir werden ihn sehr vermissen.