Meyer-Preis für Dr. Martin Dröge

Bildzeile: Der Altertumsverein Paderborn hat den Meyer-Preis an Dr. Martin Dröge (zweiter von rechts) verliehen. Ihm gratulierten (von links) Laudator Prof. Dr. Dietmar Klenke, der Direktor des Altertumsvereins,Dr. Andreas Neuwöhner, und Bürgermeister Michael Dreier.

Herausragende biographische Arbeit über NS-Täter Karl Friedrich Kolbow

Paderborn. Wie wird man zu einem Schreibtischtäter im Nationalsozialismus? Und welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang das Selbstverständnis von Männlichkeit, Kameradschaft und „Volksgemeinschaft“ in der NS-Zeit? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Dissertation des Historikers Dr. Martin Dröge, mit dem Titel „Männlichkeit und ,Volksgemeinschaft‘. Der westfälische Landeshauptmann Karl Friedrich Kolbow (1899-1945); Biographie eines NS-Täters.

Für seine hervorragende wissenschaftliche Arbeit erhielt er nun vom Altertumsverein Paderborn den Ignaz-Theodor-Liborius-Meyer-Preis. Seine Arbeit hat Martin Droge inzwischen auch als Biographie herausgegeben, die beim Verlag Ferdinand Schöningh erschienen ist.

Über die Biographie: Karl Friedrich Kolbow – Mitglied der NSDAP seit 1921 – war von 1933 bis 1944 Landeshauptmann der Provinz Westfalen. Der überzeugte Nationalsozialist verfolgte das Ziel, die ‚Volksgemeinschaft‘ durch die „Erneuerung des Volkstums“ zu stärken, um im ideologisch überhöhten „Kampf ums Dasein“ bestehen zu können. Zugleich verkörperte er den Typ des idealistischen ‚Alten Kämpfers‘, der einige parteiinterne Entwicklungen des Nationalsozialismus kritisch bewertete. Kolbow blieb dabei stets Anhänger der nationalsozialistischen Weltanschauung, die vor allem den rassischen Wert der Menschen in den Mittelpunkt rückte. Bereitwillig übernahm er daher auch die Verantwortung für die Durchführung des NS-‚Euthanasie‘-Programms in Westfalen. Er wurde damit zu einem der zahlreichen Schreibtischtäter des ‚Dritten Reichs‘.
Die biographische Studie von Martin Dröge nutzt den Ansatz der Männlichkeitengeschichte sowie neuere Forschungen zur nationalsozialistischen ‚Volksgemeinschaft‘, um das Handeln und Verhalten dieses NS-Täters auf eine breitere Erklärungsgrundlage zu stellen. Sie führt beide Perspektiven über das Gemeinschaftsideal der Kameradschaft zusammen, das im ‚Dritten Reich‘ zum gesellschaftlichen Leitbild wurde.